Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man nicht Probleme, sondern Hausaufgaben.
Anfangs habe ich in Aachen einfach an verschiedenen Müllsammelaktionen mitgemacht. Dann haben wir das SEK Müll, kurz für Studentisches Einsatzkommando Müll, gegründet. Wir organisieren Workshops: Wie kann man Toilettenreiniger oder Spülmaschinen-Tabs selbst machen? Wie macht man Waschmittel aus Efeu? Wir sind auch aktiv an Schulen, sammeln mit Kindern Müll oder bemalen Einkaufsbeutel aus Baumwolle. So viel geht über Gewohnheiten, was man von klein auf gelernt hat. An der Uni Aachen starteten wir zudem die Green-Office-Initiative. Wir möchten einen Ort, wo man als Student*in mit einer Idee hingehen kann und sofort mit der richtigen Person an der Universität in Kontakt kommt.
Von all meinen Engagements ist mir der Einsatz an der Hochschule am wichtigsten. An der eigenen Arbeitsstelle hat man den grössten Hebel. Und mein jetziger Job ist eben das Studium. Hier habe ich eine Stimme und kann etwas bewegen. Als Student*innen sind wir noch nicht so in den Strukturen drin, wir können noch die Perspektive von aussen einnehmen. Schon letztes Jahr bin ich mit Mitstreitern aus der Green Office Initiative zur Nachhaltigkeitswoche in Zürich gereist, um uns inspirieren zu lassen und von unseren Peers zu lernen. Ich habe gesehen, dass an der ETH viel zu Nachhaltigkeit passiert, und deshalb kam ich auch als Austauschstudentin hierher.
Ich möchte in der Hochschulpolitik etwas bewegen und organisiere an der Nachhaltigkeitswoche das Hochschulpodium. Wir stellen den Rektor*innen der fünf Zürcher Hochschulen und der Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation Fragen. Vor dem Podium bringen wir ihnen persönlich eine Handreichung vorbei, was sich aus unserer Sicht an ihren Hochschulen in Sachen Nachhaltigkeit in diesem Jahr getan hat und was noch nicht.
Ich bin gespannt, ob sich irgendwann in zehn, zwanzig, dreissig, fünfzig Jahren eine Art Resignation einstellt, weil sich Strukturen nicht verändern lassen. Aber das glaube ich nicht. Gerade die Nachhaltigkeitswoche zeigt das. Sie findet jetzt schon zum neunten Mal statt, es ist unglaublich, wie schnell sie gewachsen ist. Es ist für mich eine Ehre, davon ein Teil zu sein. Ich profitiere von einem grossen Vertrauensvorschuss. Ohne das Engagement der vorherigen Generationen wäre das nicht möglich gewesen.
Natürlich ist es viel Arbeit und nach einer Nachtschicht fühle ich mich nicht nur gut, aber ich mach es gerne, habe so viele coole Menschen kennengelernt und dank der Kontakte sogar meine neue WG gefunden. Früher war ich ein schüchterner Mensch, jetzt übergebe ich Ideen an Rektor*innen, da hätte ich mich vor vier Jahren nicht gesehen. Einfach mal machen, ausprobieren, im schlimmsten Fall fällt man auf die Nase, steht auf und geht weiter.
