An diesem Freitag hiess es dann: Lockdown, Schulen zu. Ich habe meine schöne Agenda angeschaut und erstmal fast alles ausradiert. Nach 16 Jahren als Primarlehrerin war ich in einer Art Sabbatical und wollte mein Geld eine Weile mit Lehrvertretungen an der Pädagogischen Hochschule verdienen. Jetzt wusste ich: that’s not gonna happen.
Vier Jahre zuvor hatte ich meine Ausbildung als Beraterin für Lehrpersonen und Eltern abgeschlossen. Mir war sofort klar, dass jetzt ganz viele Familien in einer schwierigen Situation sind. Struktur, klare Abläufe, Regeln und Abmachungen sind so wichtig zum Lernen. Wenn die Kinder plötzlich zu Hause sind, fällt das erstmals alles weg. Bei dem Gedanken spürte ich plötzlich wahnsinnig viel Energie. Eigentlich bin ich ja Expertin für dieses Thema! Könnte ich nicht die Familien zuhause beim Lernen unterstützen? In einem Marathon, Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag, habe ich die Seite Homeschooling Zürich aufgebaut.
Ich überlegte mir, was in dieser Situation am meisten helfen würde. Bereits als Lehrerin hatte ich ich gerne mit Rollenspielen gearbeitet: Das Stoffschaf sagt zum Beispiel Das ist aber ein Saumeis hier. Die Kinder finden das lustig und nehmen auf das Schaf Rücksicht, selbst die coolsten Buben. Ich erfand also eine Miniklasse aus Stofftieren, die Geschichten zum Lernen zuhause erzählen. Jedes Tier hat einen Namen und einen Charakter. Beno Büffel zum Beispiel büffelt gerne und ärgert sich, wenn er sich zuhause nicht konzentrieren kann. Musik hilft ihm, sich auf eine Aufgabe einzulassen. Es macht mir extrem Spass, solche Geschichten zu spinnen.
Mir ist wichtig, dass das Lernen auch ohne Computer geht. Wenn eine Familie drei Kinder hat und die Eltern Homeoffice machen, hat man ja nicht einfach fünf Computer zu Verfügung. Und Familien ganz ohne Computer brauchen jetzt besondere Unterstützung. Ich schlage deshalb viele Dinge vor, die man offline machen kann, zuhause, auf dem Balkon, im Wald. Man vergisst gerne, wie viele Lernmöglichkeiten die Umwelt gibt.
Es finden jetzt ja viele Diskussionen statt, was die Auswirkungen dieser Situation sein werden. Es braucht jetzt Rücksicht und Gelassenheit für Eltern und Kinder, dass nicht alles von Anfang an funktionieren muss. Und Zuversicht, Geborgenheit, Sicherheit, dass es im Fall schon gut kommt.