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Im heissen Sommer kann für einen Frosch oder ein krabbelndes Insekt schon ein Meter Asphalt eine unüberwindliche Barriere sein. Und trotzdem: Immer noch werden Plätze gestaltet, als gäbe es keine Natur. Kein Mensch kann mir erklären, warum man heute etwas baut, was vor 15 Jahren geplant wurde, als man das Wissen und das Bewusstsein noch nicht hatte. Wo bleibt die Flexibilität?

Wir sind die Asphaltknackerinnen. Wir motivieren mit unserem Projekt Leute, Flächen zu entsiegeln, zum Beispiel die Parkplätze vor dem Haus. Wir holen für sie die Bewilligungen ein, wir kümmern uns darum, dass Asphalt oder Beton richtig entsorgt werden, und helfen, die Neugestaltung zu planen. Je nachdem, wie die Fläche später genutzt werden soll, wird sie anders gestaltet, doch immer so, dass der Boden wieder atmen und Wasser darin versickern kann.

Ein paar Flächen konnten wir tatsächlich schon aufwerten und wir haben laufend neue Anfragen. Natürlich bleibt es in der Gesamtmenge eine überschaubare Fläche, doch brechen wir auch in den Köpfen etwas auf. Die Menschen merken, es ist mir nicht wohl, wenn alles zubetoniert ist, der Boden kann nicht atmen, und ich dann auch nicht. Auch bei den Leuten in den Ämtern löst unser Projekt etwas aus. Die Auflagen waren zuerst sehr streng, wir hätten tatsächlich ein ganzes Trottoir entsiegeln und neu asphaltieren müssen, welches an unsere entsiegelten Parkflächen angrenzte. Weil man maschinell nur einen Meter auf einmal asphaltieren könne und damit es eine saubere Sache sei, müsse das halt leider sein. Aber schliesslich haben sie gesagt: Wir probieren es jetzt einmal von Hand, da geht auch ein Streifen von zwanzig Zentimetern. Da haben wir mental auch etwas geknackt!

Mehr Flächen entsiegeln, Fassaden und Dächer begrünen, sind gute Massnahmen gegen die Überhitzung. Es gibt mehr Schatten. Und es rauscht auch weniger Wasser direkt in die Kanalisation ab, das Wasser verdunstet vor Ort und kühlt dabei die Umgebung zusätzlich.

Das Schöne an der Biodiversität ist: Du hast subito ganz persönlich einen Gewinn. Eine Bank hat die Umgebung ihrer Filialen naturnah umgestaltet, Schotter weg, Thuja weg, dafür neue Lebensräume für meist einheimische Pflanzen geschaffen. Im ersten Jahr wurden auf einer der Flächen bereits weit über hundert Insektenarten gezählt.

Ich wünschte, die Natur hätte einen messbaren Wert. Wenn es in der Jahresbilanz einen Posten für die Heuschrecke, den Igel, den Baum gäbe, und auch für die Lebensqualität, wäre auf einmal vieles machbar. Ich will schon, dass es in Zürich einmal so richtig abgeht mit dem Asphaltknacken und freue mich, dass die Idee schon heute über die Stadt hinaus strahlt