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Als Direktor vom Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich setze ich mich für das grünste Blau der Welt ein. Du verstehst schon, das Züri-Blau meine ich! Das haben wir uns im UGZ als unsere Vision gegeben. Ich will das, was unsere Stadt auszeichnet, fördern und pflegen, lebenswerte Quartiere, das gute Wasser, die gute Luft. Wobei, wenn ich mit dem Velo in die Stadt fahre, riecht es entlang dem Wald am Käferberg schon noch besser als rund um den Bucheggplatz. Manchmal ist das Blau eben noch eher grau als grün. Es gibt noch viel zu tun.

Früher arbeitete ich in Startups, da gab es viel Freiheit und wenig Regeln. Bei der Stadt, dieser über Jahrhunderte gewachsenen Institution, gibt es für fast alles und jedes eine Regel. Der Wechsel fiel mir zuerst nicht leicht, aber das Wagnis hat sich gelohnt. Veranlasst dazu hatte mich der Klimastreik. Jetzt braucht es konkrete Lösungen für die breite Masse, dachte ich. Verbindlichkeit für alle statt Freiwilligkeit nur von Pionieren.

Die Stadt ist sehr nahe an der Umsetzung, fast wie eine Firma. Viele Strassen und Gebäude gehören uns, die Kehrrichtverbrennung, die Energiewerke und ganz viel mehr. Aber ja, die breite Masse ist träge, sie zu bewegen ist schwierig. Es gibt sehr viele Gremien, Dienstabteilungen, politische Gremien, die müssen alle abgeholt werden. Manchmal kommt noch das Parlament dazu, oft auch der Souverän und zuletzt allenfalls auch Einsprachen und Gerichtsentscheide.

Der Preis unserer direkten Demokratie ist die Langsamkeit, der Nutzen die Stabilität. Aber wenn einmal etwas beschlossen ist, wie jetzt eben das Netto-Null-Ziel, dann hast du einen Riesenhebel. Meine Kolleg*innen sind in allen Dienstabteilungen dabei, die neuen Vorgaben in ihre Arbeit zu integrieren. Bei den Gebäuden hilft uns das neue kantonale Energiegesetz, und das Stimmvolk hat uns enorme Summen bewilligt für Fernwärme und Wärmeverbünde. Da wird gerade geplant und gebaut wie verrückt. Der Plan war ursprünglich, die Hälfte des Stadtgebietes anzuschliessen. Das wurde jetzt auf siebzig Prozent erhöht.

Es tönt etwas unschweizerisch, aber klare Ziele und Vorgaben entlasten unser Hirn und machen’s für alle Beteiligten einfacher. Gewisse Optionen musst du gar nicht mehr in Betracht ziehen. Das befreit, fokussiert, macht produktiv. Das ist es doch, was es jetzt braucht.