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Ich lief an den Klima-Demos mit und fragte mich: wie kann ich noch mehr bewirken? Eine Kollegin und ich wollten herausfinden, was wir als Student*innen der ZHdK besonders gut beitragen könnten. An der Kunsthochschule ist ja grundsätzlich viel Expertise vereint: designen, Videos oder Radio machen, Theater oder Tanz aufführen und sehr vieles mehr. So haben wir das Artivismus-Grüppli gegründet. Artivismus bedeutet Aktivismus, welcher sich künstlerischen Mitteln bedient.

Der öffentliche Raum und sein Potential für Aktivismus interessieren mich. Und die offensichtlichsten Designelemente im öffentlichen Raum sind Plakate. Mich stört es, wenn für klar nicht-nachhaltigen Konsum öffentlich geworben wird und dies so unkommentiert stehen bleibt. Am meisten fallen mir zur Zeit Auto- und Reisewerbungen auf. Aus ökologischer Sicht ist es sinnvoll, Ferien in der Nähe zu planen. Gleichzeitig wird durch die wunderschönen Motive auf den Plakaten eine Sehnsucht nach fernen Ländern angestachelt, das passt einfach nicht. Solche Statements sollten kommentiert werden können. Wir haben uns an eine Kampagne erinnert, die vor ein paar Jahren Plakate von Reiseunternehmen verändert haben, zum Beispiel sieht man einen Surfer in einer total plastikverseuchten Welle.

Adbusting nennt man solche Aktionen, bei denen Werbungen durch Überkleben, Umdesignen, Kommentieren etcetera verändert und die Aussagen umgedreht werden. Genau da wollen wir für unseren Event im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche ansetzen. Wir möchten eine Aufmerksamkeit für Greenwashing im öffentlichen Raum schaffen und konstruktive Alternativen sowie Kommentiermöglichkeiten suchen. Das PENG! Kollektiv aus Deutschland hat viel Erfahrung in dem Bereich und leitet den Workshop.

Ich vermute, dass Menschen oft unbewusst umweltschädliche Entscheidungen treffen. Vielleicht würden sich einige anders entscheiden, wenn ihnen die Auswirkungen bewusster aufgezeigt würden. Wenn ein verändertes Plakat auf Greenwashing aufmerksam macht und sich jemensch deswegen entscheidet, gewisse Produkte zu kaufen oder eben gerade nicht, ist ein kleines Ziel unter vielen geschafft.

Was könnte erreicht werden, wenn wir unsere Kreativität und Energie stärker in den Dienst für eine nachhaltige Gesellschaft stellen? Das wollen wir herausfinden. 

Frau vor einem grossen Werbeplakat