Angefangen hat es ganz simpel. Die Drucker im Architekturinstitut druckten immer eine extra Seite nur mit dem Dokumentnamen. So was Absurdes, dachte ich. Es dauerte ein Dreivierteljahr, bis sie bereit waren, das zu ändern. Und ich musste mich bereit erklären, dass man sich bei mir beklagen durfte! Ich hab aber nie was gehört.
All die Widersprüche haben mich angefuchst. Wenn man an einer Hochschule zum Klimawandel forscht, sollte das doch auch mit dem übereinstimmen, was man in den Vorlesungen lehrt, was man am Mittag isst, wie man druckt. Das muss sich doch wie ein roter Faden durchziehen.
Besonders das Thema Divestment beschäftigt mich. Wie legt unsere Hochschule eigentlich ihre Gelder an? Von wem nimmt sie Gelder an oder eben nicht? Da geht es um hunderte Millionen Franken. Unsere Arbeitsgruppe war anfangs sehr euphorisch und auch etwas naiv. Wir haben einen grossen Kriterienkatalog gemacht: keine fossilen Energien, keine Waffenindustrie... Aber das war für den Anfang viel zu tiefgreifend. Es gibt so viele verschiedene Gremien, die mitreden und mitentscheiden! Wir haben es jetzt immerhin geschafft, alle an einen runden Tisch zu bringen und Lösungen zu diskutieren.
In meiner Studienzeit war ich in der Student Sustainability Commission, habe die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit der Architekturstudent*innen mitgegründet, war im Presseteam der Nachhaltigkeitswoche. Alles basiert auf freiwilligem Engagement. Es wurde uns mal gesagt, dass man uns ja nur ein paar Jahre aushalten muss. Wir nerven drei Jahre und sind dann wieder weg. Das haben wir als Auftrag verstanden: Wir müssen immer neue Student*innen ins Boot holen und die Nachfolge regeln.
Manchmal bin ich ernüchtert, wenn ich sehe, wie viel sich noch verändern muss. Man soll sich für Projekte nicht aufgeben, sondern hingeben, habe ich mal gehört. Ich finde das schön, weil das zwar ein ganz kleiner Unterschied ist, aber ein total relevanter. Wörter begeistern mich. Letzthin ist mir das Wort weltlich begegnet. Das könnte man ja in einem ganz anderen Kontext verstehen als in der mittelalterlichen Unterscheidung zur Kirche. Weltlich im Sinne von der Welt dienlich. Solche neuen Perspektiven muntern mich an den Tagen auf, an denen ich nicht so euphorisch bin.