Ich bin Mitinhaber des Restaurant Josef. In normalen Zeiten stehen hier unsere Tische und Stühle auf dem Trottoir und ich bin ständig unterwegs von drinnen nach draussen und wieder zurück, beladen mit vollen Tabletts. Unsere Gäste sind Teil des Lebens dieser Strasse. Wir wollten ihnen, und natürlich auch uns selber, ein paar hübsche Ansichten bieten zwischen all den parkierten Autos, Töffs und Velos. Darum haben wir schon vor vier Jahren diese beiden Rabatten bepflanzt. Im Rahmen der Baumrabatten-Aktion der Stadt haben wir jetzt noch eine dritte übernommen. Es ist ja lustig: Nach Jahren von fast guerillamässiger Bepflanzung, von der Stadt immerhin geduldet, ist plötzlich alles ganz legal und wird sogar mit Beratung, Pflanzensetzlingen und anderem Material unterstützt.
Man sieht gut, dass sich in den seit vier Jahren bepflanzten Rabatten mehr Tierchen aufhalten. Letztes Jahr konnten wir sogar Libellen beobachten. Jetzt habe ich das neue Beet vorbereitet, habe den Müll herausgepickt und gejätet. Diesen prächtigen Löwenzahn lasse ich stehen, der ist doch grossartig, so saftig grün und leuchtend gelb. Es ist ja eine Definitionsfrage, was Unkraut ist und was erwünscht. Unsere Gäste haben jedenfalls Freude an den bunten Blumenbeeten, egal, welches Label die einzelnen Blumen haben.
Jetzt hole ich noch die Setzlinge drüben beim Gärtner und los geht’s mit der Bepflanzung. Dann den Kies am Rand ausbringen und schliesslich noch das Seil rundherum wickeln. Das schützt ein bisschen vor Trittschäden und davor, dass die Velos mitten im Beet parkiert werden. Vielleicht stelle ich dann noch ein Stummel-wegwerfen-verboten-Schild auf oder ich montiere einen Aschenbecher mit einem riesigen Pfeil auf dem Eckpfosten.
Diese beiden Männer, die vorhin vorbeigeschaut haben, sind Stammgäste. Ihnen haben unsere Beetli schon immer gefallen und jetzt überlegen sie sich, ob sie auch noch eine Fläche adoptieren können.
