Dieses Café ist meine Terrasse, denn in meiner Wohnung habe ich keine. Die Altstadt in Winterthur ist die grösste Fussgängerzone in der Schweiz. Das war damals ein grosses Politikum. Das Gewerbe hatte grosse Angst, dass die Leute ohne Auto nicht mehr einkaufen kommen. Jahre später sagten die Gewerbetreibenden: «Das soll man noch ausweiten». Ohne Autolärm floriert ein Quartier eben richtig.
Der PARK(ing) Day wurde von einem Künstlerkollektiv in San Francisco erfunden. Sie fragten sich: Weshalb soll öffentlicher Raum nicht allen zur Verfügung stehen? Für einen Tag nutzen Menschen einen Parkplatz für etwas komplett anderes.
Seit 2016 organisiere ich das mit umverkehR und vielen Freiwilligen auch in der Schweiz. Aber ein Parkplatz nicht für Autos? Das war am Anfang völlig unverständlich, dafür hatten die Behörden ja nicht einmal ein Formular! Viele Leute getrauten sich zuerst nicht, es ist eben nicht erlaubt, etwas anderes als ein Auto auf einen Parkplatz zu stellen. Als wir uns dann um die Bewilligungen gekümmert haben, hat sich das schnell geändert.
Am Parking Day wird jeder Parkplatz zu einer eigenen Welt. Openair-Büro, Gipfeli Kaffee + Zeitung, Büchsenwerfen, Spaghettiplausch, Kleidertauschbörse, Backgammonturnier, Open-Air-Konzert, Veloreparatur, Gärtnerei, Quartiertreff, Körbe flechten, Mini-Zirkus, Yoga, Textwerkstatt, Crêperie und vieles mehr. Wir haben nicht in der Hand, was die Menschen mit ihren Parkplätzen machen. Gerade diese Dynamik und Unwägbarkeit ist doch das Spannende daran. Die Grundregeln sind einfach: zugänglich für alle, unkommerziell und lebensbejahend.
Es geht darum, dass wir Menschen unseren Raum wieder selbst gestalten. Auf vielen Strassen stehen links und rechts Autos, zwölf Quadratmeter pro Auto, mehr als ein Kinderzimmer. Meistens 23 Stunden ungenutzt. Unsere Städte können wir viel schöner machen. Den vielen Asphalt entsiegeln und bepflanzen, Gewässer wieder an die Oberfläche holen. Wie wäre es denn, wenn statt einem Parkplatz plötzlich grosse Bäume vor einer Wohnung stehen? Wenn Leute in einer schönen Umgebung leben, dann verändert das doch auch das Denken und Wohlbefinden. Am Parking Day probieren wir das auch in diesem Jahr wieder aus.