Ich verstehe die Frustration vieler Landwirt*innen. Viele Menschen wünschen sich zwar eine ökologische Produktion, die Preise von Grossverteilern sind aber oft nicht kostendeckend. Die Produkte selbst zu vermarkten ist ein riesiger Aufwand. Die Konsument*innen auf der anderen Seite haben nur noch wenig Verbindung zur Landwirtschaft. Im Supermarkt siehst du dem Essen die Produktionsbedingungen und wirtschaftliche Realität der Produzent*innen nicht an.
Wir sehen uns mit POT als Brückenbauer*innen zwischen diesen zwei Welten. Wir möchten Landwirt*innen unterstützen, ihre Produkte so zu vertreiben, dass ihr Ertrag auch der Wertschöpfung auf dem Hof gerecht wird. Und wir wollen Konsument*innen ermöglichen, ihre Lebensmittel direkt von Orten zu beziehen, zu denen sie eine Beziehung und ein Vertrauen aufbauen können.
Damit das wirtschaftlich funktioniert, müssen die Bestellungen eine gewisse Grösse haben, direkt an Einzelhaushalte zu verkaufen geht also nicht. Wir unterstützen deshalb die Neugründung von Food-Kooperativen, bei denen sich fünfzig bis zweihundert Haushalte als Verein organisieren und gemeinsam Lebensmittel bestellen und verteilen. In unserem Sammelbestellungs-Tool können die Food-Coops gebündelt bei den Landwirt*innen bestellen, das macht die Logistik einfacher und die Preise attraktiver. Wir entwickeln zudem eine Datenbank, in der die Landwirt*innen ihre Produkte und Preise eintragen können. Damit reduziert sich der administrative Aufwand für Bestellungen auf beiden Seiten. Daneben machen wir viel schöne Netzwerkarbeit zwischen Stadt und Land, machen Infoveranstaltungen und feiern gemeinsam.
Bis jetzt machen vor allem besonders innovative Landwirt*innen bei uns mit. Aber wir wollen auch Landwirt*innen mitnehmen, die noch im konventionellen System feststecken. Unsere einzige Bedingung ist maximale Transparenz. Dass man etwa wissen darf, was sie für Löhne zahlen oder was sie an Pflanzenschutzmitteln einsetzen. Transparenz ermöglicht Vertrauen und Solidarität. Gerade eben lehnte ein Grossverteiler aus optischen Gründen 18 Tonnen Rüebli ab. Der betroffene Bauernhof konnte mit einer Mitgliederladen-Kooperative eine Rettungsaktion starten, um wenigsten noch etwas von der Ware abzusetzen. So trägst du als Landwirt*in das Risiko nicht mehr ganz allein.
Das Ganze macht auch einfach Spass. An den Verteiltagen der Food-Coops oder beim Einkauf in Mitgliederläden lernt man sich kennen. Wir haben gerade eben eine neue Food-Coop aufgebaut. Eine ältere Frau war frisch ins Quartier gezogen und sagte an einem unserer Treffen: Durch das Zusammenarbeiten habe ich so viele neue Beziehungen aufgebaut und fühle mich jetzt schon wie daheim im Quartier. Das hat mich gerührt.
Wenn du dann am Abend mit den Kindern am Esstisch sitzt, ist es sehr schön zu wissen, wer die Rüebli auf dem Teller gepflanzt und geerntet hat. Und das wiederum ist auch für die Landwirt*innen schön.
