Das Wichtigste für ein gutes Quartier ist, dass es ein soziales Netz gibt. Nicht nur enge Freunde oder Familie. Sehr wichtig sind auch Beziehungen zwischen Leuten, die sich so halb kennen. Der Aufbau eines solches Netzwerks dauert sehr lange. Kaputtgemacht ist es schnell. Ich finde, es ist die Aufgabe einer guten Stadtentwicklung, Netzwerke im Quartier zu unterstützen.
Mit unserem Verein Urban Equipe wollen wir deshalb etwas Neues ausprobieren: Im Quartier Wipkingen experimentieren wir mit einem partizipativen Budget. Die Stadt stellt uns etwas Geld zur Verfügung, wir sammeln alle möglichen Ideen für die Entwicklung des Quartiers und stimmen dann darüber ab, welche Idee umgesetzt werden soll.
In diesem Projekt bin ich eine Sozial-DJ, sage ich manchmal. Ich bringe die Leute aus dem Quartier zusammen, ich organisiere Veranstaltungen. Zuerst habe ich einfach begonnen, mit ganz vielen Leuten über Ideen fürs Quartier zu sprechen, am Telefon, beim Kaffee, auf der Strasse. Mit der Zeit waren so viele Leute involviert und es gab so viele Ideen, dass wir fanden, jetzt müssen wir konkreter werden. Wir haben uns dann alle in einer zwischengenutzten Kirche getroffen. Ich bin zwar selbst nicht aus dem Quartier, aber ich wurde sehr willkommen geheissen. Die eingesessenen Quartierbewohner*innen fanden es lässig, dass sie mal jemand zusammengetrommelt hat. Viele wussten zwar voneinander, kannten sich aber nicht wirklich.
Verschiedene soziale Bedürfnisse zu koordinieren ist manchmal anstrengend. Deshalb sitze ich jetzt auch hier mit meiner Gitarre und entspanne mich. Beim Gitarrespielen vergesse ich die Welt und mich selbst, es ist wie eine Art konzentrierter Tiefschlaf.